Panama City Logstand 68599,9, Seemeilen 2987, Motorenstunden unglaublich viele
Nachdem Dinggyspass in Golfito wo wir Computer, iPod, Telefon und Moral versenkten, halfen uns gute Zusprueche aus Seglerkreisen, aber auch von Europa den Kopf oben zu lassen.
Die Pechstraehne will einfach nicht abreissen, alle Segler haben von kaputten Teilen, Stuermen, Flauten und anderen schlechten Erfahrungen zu berichten. Sie bercihten aber von Geschichten, aus den letzten 10 Jahren und nicht der letzten 4 Monaten. So braucht es immer wieder viel Energie, Motivation und Durchhaltewillen, wenn nach einem Pech gleich das naechste folgt. Als letztes hat uns die provisorische Antriebswellenreparatur wieder verlassen. Kurz vor dem Panamakanal haben wir ein Stueck Treibholz in die Schraube bekommen, die eh geschwaechte Wellenreparatur hat es prompt zerrissen. Noch 2 Tage haette die Welle durch den Kanal halten muessen, dann waeren wir im Atlantik gewesen wo ein Boot auswasseren kein Problem ist, wo es mechanische Werkstaetten und Bootsbauer gibt, aber nein, ein Klock und Peng das wars.
Aber doch erst mal der Reihe nach.
28.3.2012 Playa de Coco
Wir segeln ein letztes mal mit Gitte & David um die Wette zu einem Ankerplatz ca, 20sm entfernt. Natuerlich kaempfen wir um Wind, Hoehe und Kurs. Gentlemenrace, wir gewinnen gegenseitig und laden die beiden zum Spaghettiessen ein.
Am naechsten Morgen verlassen uns die beiden frueh Richtung Punta Arenas, wo sie ihr Schiff fuer ein paar Monate einstellen wollen. Wir setzen Kurs Richtung Golfito was ca. 2 Tage dauern wird. Wir ringen um Wind um etwas der monotonen Motorerei zu entfluechten. Ohne Autopilot eine sehr muehsame Fahrt. Die Monitor steuert prima bei Wind, sogar bei etwas Wind mit Motorenhilfe macht sie ihren Job recht gut. Der Pazific zeigt sich allerdings von der schlechten Seite, etwas thermischer Wind morgens und abends schlaeft aber regelmaessig ein oder wechselt das bisschen Wind aus allen Seiten.
Das haben wir uns definitiv anders vorgestellt, wir verfeuern Diesel ohne Ende, dass ich nun weiss, dass der Motor 1,65 bis 1,9L pro Stunde schluckt, zeugt davon, dass wir nur am Motoren sind. Unterbrochen wird das ganze dann noch von Gewittern, extreme Boehen, in denen wir das Gross im 2. Reff und Sturmsegel fahren. Das ganze bringt uns zwar etwas vorwaerts aber die Blitze und kurze Wellen die sich aufbauen, lasSen den Spass in Sorge wenden. Wir versuchen den Gewittern so gut es geht auszuweichen, keinesfalls wollen wir vom Blitz getroffen werden.
Zwar sieht man die Gewitterzellen auf dem Radar, aber mit Genua und ausgerefftem Gross sind wir dann doch etwas zu langsam falls dann ein Gewitter kommt. So haben wir Gross gerefft, Sturmsegel oben und motoren monoton dem Ziel entgegen.
Golfito, eine Bananenstadt mit Dschungel und Meer.
Bis vor 20 Jahren galt hier noch die Banane als Handelswaehrung, alles dreht sich um den Schlauchapfel, Zuege aus dem Dschungel brachten die Frucht ans Meer wo sie auf Schiffe verladen in die Welt verfrachtet wurden. Golfito ist eine Lagune mit 2 Marinas und Tim, einem haengengebliebenen Ami der sich um das wohlbefinden der Segler kuemnmert. Die Marinas in der Gegend sind eher fuer die tausenden Fischerbooten gebaut worden. Mit einem Preis von 80-120 US$ pro Tag sind sie fuer uns eher nicht geeignet. Die Fischerboote sind nicht etwa die romantischen Pangas aus "Der Fischer und das Meer" sondern von betuchten Amis gemieteten Motorbooten mit Musik, grossen Motoren, alles in Weiss mit Hochseeangeln um moeglichst den groessten Fisch zu fangen. Die Fische werden entweder ausgestellt oder nur markiert. "Ami 23478 hat diesen Fisch auch schon gefangen" steht dann auf dem Fischchip.
Die Marinas bekaempfen sich gegenseitig, was sich in Costa Rica nicht in einen freien Wettbewerb auswirkt sondern in der Hoehe der Bestechungssumme.
Tim sitzt zwischen den Marinas welche sich nun ueber seinem Kopf streiten und nicht mehr mit ihm, er ist happy so und will lieber gar nicht mehr machen als ein paar Bojen vermieten, Dinggydocvkservice, Clubhaus und...Duschen anbieten. Prima, ein alter Segler der mit seinem 11 Fuessler (kleines ca 3,5m langes Boot) Mehrtagestouren im Atlantik segelte. Heute etwas ruhiger und wohnt mit seiner Exfrau in Golfito. LandSea heisst der Anlaufpunkt. Tim wohnt im Hausboot auf dem Wasser, seine Exfrau an Land im Haus. Auch eine Variante.
Der Ort hat viel zu bieten, Dschungeltouren laden zum wandern ein, Zollfreizohnen zum shoppen und viele Restaurants sorgen fuer das leibliche Wohl, wir koennten gut ein paar Wochen hier verbringen aber wir wollen ja nach hause. So beschraenkt sich der Aufenthalt auf das Anmelden beim Capitan de Puerto am ersten Tag mit etwas Dschungelspaziergang, auf das Auschecken aus Costa Rica am naechsten Tag, was auch einen ganzen Tag in Anspruch nimmt und Ablegen am naechsten Morgen.
Sehr freundlich wurde uns gesagt wie das ganze ablaeuft und wie wir vorgehen muessen. Ein Aufwand der mich an meine Arbeit erinnert bei welcher eine Teilbestellung und Ruecksendung der defekten Ware 80% Zeit in Anspruch nimmt und der Nutzen sich auf 20% der Zeit beschraenkt.
Ich glaube nun zu wissen, woher die Papiertiger kommen. Es faengt glaube ich an der Canadischen Grenze an und zieht sich bis ans Cap Horn, von dort verbreitet sich die Seuche in der ganzen Welt.
Die Weiterfahrt von Golfito Richtung Panama ist kurz zusammengefasst. Flauten, Gewitter, Motoren, Stroemung.
Nicht nur das Wetter ist zum Segeln unbrauchbar hier, auch die Meeresstroemung war mit bis zu 3kts gegen uns. Bei 5kts Fahrt mit Gegenwind bleibt da nicht mehr viel zum Zielerreichen uebrig.
Richtig! wir hatten auch Wind! navigieren leicht gemacht, egal ob wir ein Cap rundeten, der Wind, falls er dann mal da war, war mit bis zu 20kts genau auf die Nase. Wir haetten segeln koennen, haetten einfach anstelle von 2 Tagen 6-8 Tage gebraucht. Dies durch die Gewitter die sich bedrohlich mit zuckenden Blitzen um uns herum austobten. Wir waren froh, nicht in die gefuerchteten Starkwinde im Golf von Panama zu kommen, viele Segler meiden den Punta Mala welcher sich am Eingang vom Golf befindet. Auch hier koennen die Papagayos blasen und mit der Stroemung ein durchkommen nur noch mit starken Motoren ermoeglichen. "Ihr habt doch Segel" haette auch ich vor ein paar Monaten noch gesagt, glaubt mir, Segeln im Pazifik an dieser Kueste ist Quatsch.
Da waren wir froh, endlich Panama City in Sicht zu haben. Die Stadt, welche sich am Morgen frueh zeigte, war keine Stadt sondern die knapp 300 Schiffe die vor dem Kanal ankern und auf die Durchfahrt warten. Scheu motorten wir Richtung Panama, Funk und Radar eingeschaltet Richtung der vielen Schiffe vor Anker.
klong-Peng machte es da, ich habs noch gesehen doch beim Reagieren war es schon zu spaet. Wir haben einen grossen Ast in die Schraube bekommen. Mit wenig Wind konnten wir mit den Segeln etwas Manoeverierbar bleiben, Alessandra am Steuer und MvA betrachtet im Motorenraum die Wellle. Die Welle ist lose, der provisorische keil murkst sich durch die Wellle und die Schrauben greifen auch nicht mehr. Nachdem Festziehen der Schrauben und Reinhaemmern des nun runden Keils, haben wir ganz zart wieder Motorenkraft. Das ganze Boot vibriert weil die Welle dermassen unrund laeuft. Wir erreichen die Insel Tobago, bei welcher eine Boje 7US$ pro Nacht kostet. Moral wieder mal auf dem Hoehepunkt, unterhalten wir uns mit einem Spanier welcher mit seiner Mexicanischen Frau hier sesshaft geworden ist. Er hilft uns mit Adressen und gutem Mut und sie wuerden uns auch als linehandler zur verfuegung stehen. Linehandler braucht es 4 Stueck um durch den Kanal zu fahren. Zu den 4 Linehaendler kommt noch der Steuermann, ein Advisor vom Kanal der auf dem Schiff mitfaehrt und gute Verpflegung, was am Besten eine weitere Person organisiert.
Nun, was aber absolute Voraussetzung fuer eine Kanaldurchquerung ist, ist ein einwandfreier Antrieb, vom Motor bis zur Schraube, dass haben wir nun nicht mehr, nicht mal fuer die letzten 6 Meilen bis zum Kanal. Wieder mal alles am Ende?
Truebsal blasen kennen wir nun schon auswendig, bringt nix. Gegenseitig bauen wir uns auf und suchen nach Loesungen. Ideen vom durch den Kanal ziehen lassen, Auswassern und reparieren bis zum Verkauf oder versenken unserer Winggis wird alles in Betracht gezogen. Nach 1h Kopfstand im Motorenraeumchen beschliesse ich, erst mal zum Kanal zu motoren. Das Wasser ist 15m tief also koennen wir jederzeit den Anker werfen und Schlepphilfe anfordern. Hoffentlich sehen uns auch die dicken Schiffe die doppelt bis dreimal so hoch wie unser Mast sind wenn wir dort ankern.
Es ging aber gut, alle 10min die Schrauben nachziehen und ja nichts anmerken lassen. Ansonsten waere wohl sofort eine teure Schlepphilfe Vorort gewesen und haette uns an den Haken genommen. Wir meldeten uns korrekt bei der Kanalaufsicht "Flamenco Station" auf Kanal 12 an um den Kanal im rechten Winkel zu durchkreuzen. An Boje 1 vom Panamakanal dann nochmals Anfrage zur Erlaubnis der Kanalkreuzung und los gehts. Definitiv kann hier kein Oceankreuzer ausweichen oder anhalten falls wir hier stehen bleiben.
Es ging gut, am Ankerplatz La Playita sofort den Anker runter und fertig, wir wollen vorerst nichts mehr wissen von Motoren und Segeln. Dinggy ins Wasser ans Dinggydock fuer 35US$ die Woche, kuerzer geht nicht, Wasser extra und wenn man tanken will, nochmals 20US$ fuers dasein. Welcome to the real World
Wir beschaeftigen uns mit dem Eincheckprozedere was diesmal 2 Tage in Anspruch nimmt und 400US$ kostet, 200 fuers Boot und je 100 fuers Visum. :-)>
Nach dem Einchecken beschaeftigen wir uns erst mal mit der Antriebswelle, ich nehme die Welle aus dem Flansch was eigentlich mit dem Boot im Wasser nicht zu empfehlen ist. Wir packen erst mal Paesse und sonstige Utensilien ein, machen das Dinggy bereit zur Flucht. Die Welle rutschte nicht ganz rauss und mit etwa 30-50L Wasser im Boot war der Flansch draussen. Die Bescherung zeigt sich dann aber alsgleich an der Welle, der Keil resp. der provisorische Keil hat sich gerundet und um die Welle gefressen. Die Welle hat ca. 1mm Spiel im Flansch weshalb das ganze Boot dermassen schuettelte. Sch.....oene Bescherung.
Nun wieder Pause und ueberlegen. Telefone Nachhause und lokale Mechaniker um Tips und Ideen zu sammeln. Teile bekommt man zwar im weltbekannten Panama aber sicher nicht die, die man braucht, Sendungen dauern Wochen wegen Zoll und Einfuhr. (Canada bis CapHorn)
Wir melden uns fuer die Kanaldurchfahrt an. Schleppen kostet ca. 6000US$ welche wir A nicht haben und B nicht ausgeben wollen. Also muessen wir das Teil reparieren oder uns von der Winggis trennen.
Mechaniker erscheinen nicht zum Termin vermutlich aus Sorge, mit dem dicken Ranzen nicht in den Motorenraum eines Segelbootes zu kommen. Andere helfen uns zwar mit moeglichen Loesungen wollen aber da nix anfassen. Eine neue Welle ist zwar anzufertigen aber der Tausch schwer moeglich, auf dieser Seite des Kanals.
Wir machen das wieder mal selbst.
Mit Ideen von Luki, Papi und dem lokalen Amimechaniker kaufen wir ein paar Schrauben, bohren etwas Loecher und piff paff buff haben wir wieder Antrieb. (jaja, dauerte 2 Tage, etwas schimpfen und schwitzen ist aber gemacht)
Die Testfahrt macht uns Mut, wir drehten 2h lang eine Runde vor PanamaCity, andere bezahlen viel fuer solch eine Rundfahrt, mit 80% Motorenleistung aber auch 100% Vorwaerts rueckwaerts und die Bastelloesung funktioniert.
Ein 120% Test mit der Dinggyleine beschreiben wir hier nicht, die Welle sollte jetzt aber wirklich halten.
Nun beschaeftigen wir uns mit der Organisation von Seilen zum Anbinden in den Schleusen, Hilfspersonen, Fendern und Papierkram um durch den Kanal zu kommen.
Wir gehen in den riesigen Einkaufscentern Shoppen und beliefern Tanker mit Esswaren.
Im Balboa Yachtclub forderte uns ein Capitain auf, mit ihm Nachts eine Auslieferung zu machen. Der Schlepperpilot nahm uns in sein Kaphaeuschen und los gehts mit dem 2 motorigen Dickschiff (2x 300PS!!!!!) und einem Kessel eisgekuehltem Bier.
Beim be- und entladen habe ich dann schon mal den Pot etwas an Ort halten muessen, der Capitan hat was zu bereden in der Zeit. Mit 2 grossen Motoren war das dann aber nicht so schwierig.
Aus lauter Freude will er und sein Anbinder uns durch den Kanal begleiten und weil er so gut steuert auch gleich mal so ein Segelboot durchsteuern. Genug Bier an Bord und wir haben professionelle Crew....mal sehen.