Mittwoch, 25. Mai 2011

Als wir nichts mehr wussten

Bolivien, Cochabamba, km 17000

1. Teil nur fuer technische Freunde --> alle anderen bitte direkt zum 2. Teil

Oder besser 2 Schraubertage wegen.....ja eben......

Angefangen hat alles vor ein paar tausend Kilometer in einer Wueste weit oben in den Bergen. Besser noch mit dem Einbau der K&N Luftfilter nach einer 3000km Testwoche in Europa. Nach dem Einbau in den letzten Minuten vor unserer Abreise mussten die saueberlich eingestellten Vergaser mit einem Verbrauch unter 6l wieder umgestellt werden.
Nach den ersten paar hundert km war bei starkem Gegenwind kein Fahren mehr moeglich. Was auf den weiteren 1000km folgte, waren Versuche die Luftzufuhr mit Hilfe von Tapes,Gummi und Kork einzustellen. Die beste Loesung bis jetzt sind Petflaschen die die Verwirbelungen abhalten. Zudem befestigten wir Kuehlerschlaeuche im Ansaugrohr um die Luftzufuhr unter 2000m zu drosseln.
Bei km 5000 wurden mit dem Ausbau des Vergasers und runterhaengen der Nadeln der Verbrauch wieder von 8l auf unter 6l gesenkt, jedoch brachten die kunstvoll montierten Ansaugeverkleinerungen wenig Erfolg. 

Zurueck in der Wueste......da waren mal 2 Reisende auf ihren Motorraedern und wollten eine Tour auf 4200m machen. Bereits auf 2500m fing der Lexa Toeff an, merklich muede zu werden. Nach einer Pause auf 3000m war dann ein Weiterkommen nur noch durch ab und anstellen der Benzinzufuhr moeglich, auf diese Weise verbesserte sich das Benzin/Luftgemisch (absenken Schwimmerkammerniveau).
Nach dieser (Tor)Tour war klar, die Vergaser muessen fuer die weiteren Ueberquerungen neu eingestellt werden:
-kleine Hauptduesen 120er anstelle 140er
-Schwimmerstand einstellen
-neue Duesennadel und Nadelduese
-neue Dichtungen

Da in Chile die Hochebenenen bei 0m anfangen, mussten die Toeffs auch dort mit kleinen Duesen auskommen. Auf Meereshoehe mussten dann die Toeffs jeweils mit Reduzierung im Luftfilteransaugrohr versehen werden. Auf diese Weise liefen beide mit ganz akzeptablen Leistungen und Verbraeuche unter 5l.
Der Lexa Toeff brauchte allerdings da schon 2 Zerlegungen, die Nadel im Vergaser musste 1 Kerbe hoeher, also fetter getrimmt werden als der MvA Toeff.
So weit so gut. Was aber immer unbrauchbarer wird, ist das Startverhalten des Lexa Toeffs. Angefangen mit schlechtem Anspringen liess sich die Tenere nur noch durch kurzes Anschieben zum Leben erwecken. Nach 2, 3 Minuten Warm-up dann alles ok, laeuft prima und springt auch nach dem Mittagessen immer brav an. Vielleicht die Kerzen? Schnell mal waermere Kerzen auf 2700m eingebaut. 1h verloren, hat nichts gebracht, dafuer 1h im Dunkeln von 4600m runtergefahren zum Uebernachten.
Nochmals Vergaserzerlegung inmitten Moskitoschwaerme, aber vielleicht hat Martin auch ein Fehler eingebaut, er war sich ziemlich sicher.
Also, Choke Kabel....richtig verlegt, die neuen Dichtungen...gut Test mit kleinen Leerlaufduesen, ups, geht nur noch mit Luftfilter zu halten, zu klein hier, die grossen wieder rein....
Schwimmerstand wieder hoeher einstellen.
Fazit:
geaendert >nix
verbessert>nix
Angekommen in Entre Rios dann basta!! Jetzt reicht's!!
Die Fehlersuche, d.h. 2 Tage schrauben, laesst sich leicht in Worte fassen:
Tank ab,Vergaser rauss, Zerlegung, durchblasen Checks, Vergaser rein nix, Vergaser in MvA Toeff > geht!!! retour > geht nicht, Vergaser rauss, Zerlegung, durchblasen Checks, Kerzenwechsel, Vergaser rein nix, mit und ohne Luftfilter > nix, Vergaser Tausch> geht!! und zwar laufen jetzt beide. Anziehen, Toeff aus dem Hotel, Testfahrt > Lexa Toeff> nix
Hilfe aus dem ganzen Dorf, es ist schon dunkel, also nochmals Kerzen rauss! Sie sind trocken! Test, Ueberbruecken > nix, Funken > nix, aha, bei der Tankmontage Kabel an Zuendspule abegzogen. Das Glueck ist mit uns!! Tank ab, einstecken, laeuft auch ohne Tank! "Sin Gasolina"! Das herzhafte Lachen des uralten Cowboys entschaedigt fuer den Aerger.

2. Teil
Am nachsten Tag machten wir uns wieder auf den Weg mit dem Ziel Monteaugudo, eine 300km Strecke durch den Dschungel von Bolivien. Erst mal zur Tankstelle , zwar erst 130km auf dem Tacho, aber nach den Vergaserarbeiten ist es wohl sicherer vorher noch aufzutanken. Egal, es hat an diesem Tag eh kein Benzin! 
Wir kommen sehr langsam voran, keine Schilder, wir verfahren uns um 50km. 

Und es wird bereits schon wieder dunkel. In einem 14 Seelendorf inmitten des Dschungels koennen wir fuer 20 Bolivianos (chf 2.50!) in einem Stein-Lehmhaus uebernachten. Es ist wohl das Zimmer des Sohnes, er schlaeft sonst wo. Es gibt sogar Bier in einem kleinen Laden, wir kaufen 4 und essen dafuer nichts! 
Am Tag darauf loesen sich dann Wasserdurchfahrten, steinige Passagen und rutschige Stellen ab.


Wir kommen in ein groesseres Dorf, in dem es sogar ein Spital hat. Es gibt Huhn, Reis, Zwiebeln, Tomaten und Yuka. Fuer ein paar Fotos muessen unsere Toeffs herhalten, dann aber geht's zuegig weiter.
Unser Tagesziel ist Monteaugudo oder weiter Richtung Santa Cruz . 5km nach dem Ort,wo wir Mittaggessen haben, passierts.......

Peng und die Tenere von Alessandra sackt ein paar cm ab. Sofort wird gestoppt und auf MvA gewartet, der Seitenstaender ist mit dem gebrochenen Rahmen zu lang zum Abstellen. Mit boesen Vorahnungen eine Kuh touchiert zu haben, kommt MvA nach 2-3 Minuten zurueck, immer froh, wenn nichts passiert ist...Mit Frust und Gefluche ueber die SuperTenere-Krankheit versucht er jedoch, doch noch weiterzukommen.

Es sind noch ueber 100km bis Monteaugudo die selbst mit "ganzen" Motorraedern 2h benoetigen. Mit Spannsets wird versucht, den Rahmen zu stabilisieren.
Das Gepaeck laden wir soweit wie moeglich auf MvA's Toeff. Alessandra nun auf dem schweren MvA Toeff und MvA stehend auf dem Lexa Toeff schleppen wir uns weiter Richtung Monteaugudo.

Die Konstruktion haelt erstaunlich gut, die Fuesse brennen und alles tut weh vom Stehen, aber es geht. Definitiv ist die Tenere nicht zum Stehen gebaut. Mit 10-30km/h tuckerln wir weiter. Die Fahrweise braucht mehr Benzin, aber anders geht's einfach nicht. 3h spaeter, kurz vor Sonnenuntergang, nur noch 15km vor dem Ziel, wieder Peng! Das Spannset ist gerissen!
Wieder mussten wir Gepaeck und Tank demontieren, Spannset zusammenknoten und alles montieren. Es ist immer noch hell. Tatsaechlich sehen wir schon unser Ziel, hofftentlich hat es was Gescheites zum Uebernachten. Doch dann stehen wir in der Daemmerung vor einer etwas groesseren Wasserdurchfahrt, sicher einen halben Meter tief und 30m breit......

Glueck, vor uns faehrt ein 4x4 PW durch das Wasser, wenn der durchkommt.....Tatsaechlich, es geht, erst der leichte Toeff, dann der schwer beladene. Alessandra moechte den Fluss genauer anschauen und geht zu Fuss. Nicht mal nasse Fuesse bekommen wir, die Schuhe haben sich schon oft bewaehrt. Ueber die Huegel der Strassensperrung gelangten wir endlich in Monteaugudo an. PLOP machts und die 1. Benzinreserve ist zu ende. Kein Hotel in Sicht, gehupe weil wir mitten auf der Strasse stehen und nicht weiterkommen. Warum die es so eilig haben, wissen wir auch nicht, dass Dorf ist gut 1km lang und breit. Sie fahren den ganzen Tag eh nur im Kreis, denn eine Strasse geht rein und die andere aus dem Dorf. 500m spaeter geht uns doch tatsaechlich das Benzin aus. Herrgott....(Details werden jetzt nicht erwaehnt). Also Plan C, Trulala (Alessandra fuer die, die den Ausdruck noch nicht kennen....) alleine im Dunkeln stehen lassen und Benzin suchen gehen. Wunderbar,  nach 20 Minuten Warten fahren "wir" dann in ein Hotel. Wir rechnen 3 Tage zum provisorischen Schweissen des Rahmenbruchs und MvA's Kette retten.
 Der Rahmen ist beim guten Hinterhofmechaniker in 2h tiptop verstaerkt und geschweisst worden. Der Rest inkl. Waschgang geht auch gleich noch am selben Tag. Prima, wir kommen wieder voran.

Irrtum!! Km Luftlinie sind nicht wie in der Wueste x 1,5 sondern ca. x 3-4 mit Hoehenunterschieden von 2000m, mehrfach am Tag. Wir schaffen es bis zum geplanten Mittagsstop, allerdings ist es bereits Abend und wir suchen uns ein Hotel in Padilla. Nach dem Bezahlen des Hotels fuer 8 chf und 4 Bier haben wir noch 5 chf im Sack, genug um sich am naechsten Tag zu verpflegen. Am naechsten Morgen hatten wir Stress mit der Hoteltante, weil wir im Zimmer Alessandra's Spaghetti kochten.
 Sie schliesst die Tore und stellt eine alte Frau und irgendein Typ vor die Tuere, es geht aber ohne Kampf und sie war mit dem Hinterlassen des Zimmers zufrieden.......
Ok, auf geht's zum Che Guevara Denkmal....., wieder Irrtum, Geschlaengel bis zum Abwinken, auf und ab und auch noch Plattfuss und Morast.
Irgendjemand will uns auf die schoen Umgebung aufmerksam machen....Es wird schon wieder dunkel und wir muessen irgendwo auf dem 2800m Pass im Zelt uebernachten! Wieder keine 100km an diesem Tag geschafft, aber Bilder sprechen fuer sich.





Am naechsten Tag.......Zuerst kommt der Besitzer der Huette, welchem wir helfen, sein Esel zu bepacken. Er will unser Zelt und die Toeffs kaufen. Vorsorglich fragen wir nach dem Preis des Esels, fuer nur 60 chf wuerden wir ihn bekommen.

Dann gings 4h abwaerts nach Vallegrande, Geldwechsel, Essen, Trinken und Tanken.
Ja super, Teerstrasse, 90zig Sachen....das rauscht. Unterbrochen nur durch ein Velorennen....Aber keine Chance mehr etwas vorwaerts zu kommen, es ist schon wieder Abend. Wir uebernachten in einem Durchgangshotel vor dem Pass. Sauber, gross und ruhig. Allerdings mussten wir nach dem Nachtessen das blaue gegen das gruene Zimmer tauschen, da das Schloss nicht mehr zu oeffnen war...
Buenos noches y hasta luego!