Freitag, 23. März 2012

harte Schläge und lange Ketten


Costa Rica 22.3.2012 N10°33 W85°41, 2391sm



Tehuantepec, ein Name welcher bei Seglern Respekt hervorruft. Entweder man hat viel darüber gelesen und von erfahrenen Skippern davon gehört oder man hat ihn selbst erfahren.
Eigentlich kein spezieller Ort an der Küste von Mexico, einfach eine 150 Meilen lange Bucht die man ganz gerne abkürzt. Speziell an dieser Bucht sind nicht mal die heftigen Winde, die mit einem Hoch in der Karibik enstehen können, sondern die extrem kurzen und spitzen 05, bis 1m hohe Wellen, welche selbst eine 50 Fuss Yacht zu stehen bringen, weil sie sich in den Wellen feststampft.
Wetterberichte mit Winden zwischen 20-30kts verleiten zusätzlich zur Ignoranz. Das die Winde bis zur doppelten Stärke der Vorhersage aufdrehen können und sehr böhig sind steht eben nicht im Wetterbericht.

Danke vielmals an die erfahrenen Skipper wie Ingo, Shelly und weitere welche wir in La Paz kennengelernt haben.

Aufgrund dieser Erfahrungen hielten wir uns wie empfohlen knapp der Küste entlang und sind die ganze Bucht schön brav ausgefahren. Obwohl unser Mitsegler gar nicht derselben Meinung war und auch bei seiner Wache immer wieder versuchte, den Kurs abzukürzen, sind wir doch immer sehr nahe an der Küste geblieben. Ein Skipper merkt halt auch im Schlaf, wenn sein Schiff nicht mehr auf Kurs ist.
Zuweit weg von der Küste, wenn der Wind aufdreht, lässt dann nur noch eine Option offen, 200-400 Meilen ablaufen (mit dem Wind und Wellen aufs offene Meer hinaus) und dann wieder zurück. Leider konnte Uwe das partout nicht begreifen was wohl zu einigen Diskussionen führte. Das ein Skipper das Schiff führt ist ihm wohl bis heute nicht bekannt.

Der Wind fehlt teilweisse gänzlich so, dass wir viel Diesel verbrennen mussten. Segel setzen, Segel bergen, Spi setzen und bergen, Motoren usw. wechselten sich fast stündlich ab. 1 Knoten Strom gegen uns brachte uns auch nicht weiter. Zwar hatte es meist etwas Wind aber unter 10kts Wind von Achtern (hinten) war nicht genug, um die Segel bei den Wellen stehen zu lassen. Meist waren die Nerven nach 30 Minuten >Segel und Baumschlagen zu ende und wir warfen unsere Flautenschieber an.

Das mühsame nebst den lästigen Motorgeräuschen war unser Autopilot. Jenste Reparaturversuche brachte den Schrott nicht mehr zur Funktion. So mussten wir die Winggis unter Motor von Hand steuern und die Nachtwachen wurden sehr lange. Entweder hatten wir viel Pech oder es stimmt wirklich, dass die Pazifikküste nichts zum Segeln hergibt. Thermische Winde überlagern sich laufend mit den Passatwinden.

Den Tehuantepec haben wir dann aber prima hinter uns gelassen, die Landesgrenzen purzelten dann nur noch so an uns vorüber und es schien hervorragend zu laufen. El Salvador hatten wir als Option geplant, falls die Winde im Papagayo aufdrehten. Nach Wetterbericht schien einer Weiterfahrtz aber nichts im Wege zu stehen. Auch sei der Papagayo nicht so kritisch wie der Tehuantepec. So hielten wir auch Kurs nach Ost direkt auf Panama zu. Kaum im kritischen Gebiet änderte sich auch der Wetterbericht. GAP Wind's kam da aus dem Sailmail hervor. Na gut, halten wir uns der Küste entlang und halten Ankerplätze in Nicaragua bereit. Marinas hat es kaum und wenn, nur Bojenplätze. Der Wind und vorallem die Wellen drehten dann aber bald derartig auf, dass wir eine Nachtfahrt unbedingt vermeiden wollten, jeden falls als Skipper der für die Sicherheit verantwortlich ist, wollte ich das Risiko nicht eingehen.

Am 5. März dreht dann der Wind auch über 25kts auf. Wie gesagt, dass ist nicht viel. Das Problem sind die Wellen. Bereits mit Sturmfock und dem Grosssegel im 2. Reff segeln wir durch die kurzen brechenden Wellen. Eine nasse Geschichte. Wir laufen noch max. 60° zum Wind um nicht gestoppt zu werden. Das reicht nicht, um an der Küste zu bleiben, regelmässig müssen wir einen Holeschlag fahren (Wende um wieder auf Kurs zu kommen) um an der Küste zu bleiben. Das gemeine an den Winden, es sind nur Böen, 10min Vollwind dann wieder flaute. Entweder viel Segel und ablegen in den Böen oder wenig Segel und keine Fahrt in den Flauten.
Am nächsten Tag schaffen wir es dann auch bis El Transito. Viel Schlaf hatte eigentlich nur noch unser Mitsegler. Endlich in El Transito wollten wir den Papagayo durchlassen und dann weitersegln.

Der Anker hielt natürlich nicht, trotz Sandboden rutscht uns in den Böen immer wieder der Anker weg. Somit entschliessen wir uns, einen besseren Platz zu suchen, einen Tag weiter finden wir dann auch Machapa mit Sandboden aber ebenfalls keine Bucht. Wir setzten erst mal den ANker an einem Platz, welcher im Buch empfohlen wird. Ein dort wohnhafter Amerikaner kommt zu uns raus und fragt nach Problemen und bietet seine Hilfe an. Da bei uns alles in Ordnung ist, empfiehlt er uns einen Ankerplatz, näher am Dorf da hier die Wellen Crazy werden können. Wir nehmen die Empfehlung gerne an und fahren in Richtung des "besseren Ankerplatzes". Prompt laufen wir auf ein Riff auf, bleiben erst hängen und rutschen dann seitlich wieder runter. Sofort nehme ich Kurs auf der gleichen Linie wie wir hereingefahren sind wieder heraus. Wir machen kein Wasser, Ruder geht noch also scheint die Sache nicht so schlimm zu sein. Da hier wohl kein vernüftiges Ankern möglich ist, entschliesse ich mich zur Weiterfahrt nach El Astillero.

Eine harte und beängstigende Fahrt sollte es werden. Wir haben ja kein Grosssegel mehr, die Furlex ist
Selbstgenähte Mastrutscher mit dem Spannset welches bereits 33000 Km durch Südamerika unser Gepäck halten musste

vermurkst und unbrauchbar, die Fock hält halb gesichert noch oben.
Sofort lasse ich Sturmsegel setzen. Unter hilfe des Motors kämpfen wir uns durch die Wellen der Küste entlang. Böen mit über 45kts krängen das Schiff und ich habe Sorge um die Motorschmierung. Mit 80% Leistung und heissem Motor machen wir bei 25kts Wind 2-3kts fahrt durch die Wellen. In den 45er Böen 7kts mit viel Krängung. Steuern müssen wir alles von Hand da die Monitor mit den Böen nicht zurecht kommt. Ein Riff welches 1,5 Meilen vom Land weg ist passieren wir zwischen Land und Riff. Sind da noch mehr vielleicht unter Wasser ? Nach Karte nicht, tolles Gefühl nach der letzten Grundberührung. Nach etwa 10h haben wir die 30 Meilen bis El Astillero geschafft. Etwas früh lase ich die Strumfock bergen aber wir schaffen es gerade noch so nur mit Motor durch Wind und Wellen zum Ankerplatz.
Da sich der Ankerkasten mit Wasser gefüllt hat weil der Bug durch die Wellen tauchte, hat sich Abfall mit Ankerleine und Kette vermischt. Fast hätten wir ja auch die Ankerleine in die Schraube bekommen, Alessandra hat sie zum Glück gerade noch bemerkt. Ohne Motor hätten wir wohl nur noch Ablaufen können, 300 Meilen aufs Meer.

Erste Ankerversuche in 35er Böen, das Teil hält natürlich nicht. Da er kein Boot hat und die lokalen Fischer alle besoffen sind, schwimmt Capitan de Puerto zur Winggis. Er erklärt uns wo wir sind, gibt Schiffsnamen per Funk durch, bekommt ein paar Guzzi, Icetea und schwimmt wieder an Land.

Die nächsten Tage werden von Wind und Ankerhalten bestimmt. Nachts meist weniger Wind aber pünktlich zum Frühstück kommen die Böen und reissen den Anker aus.
Es ist sehr schwierig, zum Anker bergen die Winggis mit dem Bug in den Wind zu halten. Wird der Bug vom Wind erfasst, schert sie blitzartig weg. Ist der Anker schon halb oben, schleift er, ohne Halt zu finden, über den Boden. Die Winggis wieder in den Wind zu stellen ist eine Herausforderung muss aber schnell geschehen, da wir auf das Riff zutreiben. Vollgas vorwärts und rückwärts um das Ankerschleifen auszugleichen helfen aber. Vollgas rückwärts bringt auch prompt die Propellerwelle aus der Aufnahme. Der Bug steht falsch also ist an segeln und wenden nicht mehr zu denken. "Sofort Anker fallen" schreie ich zum träumenden Ankerman hervor. Vermutlich hatten wir doch beim Abdriften das Fischernetz in die Welle bekommen. Alessandra bringt mir sofort Taucherbrille und Flossen, ich springe ins kalte Wasser und inspiziere die Welle. Alles ok, hechte zum Motorenraum, fixiere die Welle so gut es geht mit den 2 Stellschrauben und fahre ganz langsam zum Anker. Die Winggis dreht sich an der Kette zum Glück gerade wieder in den Wind.

Sehr vorsichtig gebe ich Gas um wieder an den Ankerplatz zu kommen. Ein PANPANPAN Funkruf für Schlepphilfe brachte nichts, waren vermutlich am Schlafen oder sonstwie beschäftig. Zum Glück schaffen wir es gerade noch so alleine.
Genauere Untersuchung der Welle brachte einen abgescherrten Keil hervor. Warum auch immer, wir wissen es nicht. Ich feile sofort einen neuen Keil, versuche die Welle an ihren Platz zu bringen und wieder zu befestigen, wir brauchen den Antrieb dringend!


Nach 2 Tagen mit Ankermanöver zum Frühstück gibt der Wind etwas nach. Wir nutzen die Windpausen um besser zu ankern. Der zweite CQR Anker wird angehängt. Zwar wurde der Anker beim ersten Versuch falsch angeschäkelt aber das korrigierten wir sofort wieder. Missverständnisse aufgrund von Sprache und Seemanschaft bringen natürlich gerade in hektischen Situationen immer wieder Probleme hervor. Zwar versteht Uwe etwas Schweizerdeutsch aber mit Windgeräuschen führt selbst meine Mühe in der Schreibe zu reden zu Missverständnissen. Vielleicht wusste er es aber auch schon, bevor ich ausgeredet hatte.

Jedenfalls verbrachten wir die windigen Tage mit Reparaturarbeiten soweit wie möglich, Diesel und Esswaren besorgen und Wind beobachten. Zwar hatten wir in Nicaragua nicht eingecheckt aber der Cap. Puerto gab sein ok für Landgänge und Einkäufe

Nach 8 Tagen schien der Wind passabel zu sein. Grossegel ist repariert und wir können  es bis zum 1. Reff ausfahren. Die Rollreffanlage könnte funktionieren wird jedoch erst bei weniger Wind getestet.
Spezielle Mastkletterei bei den Winden

Wir lichten den Anker und segeln bei steifer Brise Richtung Bahia Santa Elena. Unterwegs will sich David, welchen wir schon auf dem AIS gesichtet haben, ein Gentlemenrace liefern. Keine Chance, mit Gross im 2.Reff und Sturmsegel kann er uns grad noch so folgen. In der Bucht erfahren wir dann, dass sie uns wohl folgten, aber nur, um den Ankerplatz zu finden.

Am Morgen danach schwimmen Lex & MvA mit USB Stick und PDF Files zu ihnen herüber damit sie auch ein Hafenhandbuch haben. Der britische Humor des 79- jährigen Arztes und seiner charmanten dänischen Hebamme, liessen uns 4h auf ihrem Boot bleiben.

Am Abend war dann der Gegenbesuch angesagt worauf die beiden etwa 4h auf unserem Boot blieben. Zwar haben wir das Bierquantum von 2 Bier pro Tag etwas überschritten aber es war alles noch unter Kontrolle. David ist zwar beim Versuch in sein Surfbrettartiges Kayak zu steigen ins Wasser gefallen aber alles ging gut aus.


Nur ein paar Schrammen, Monthy Pyton flying circus live in der Bucht von Santa Elena.
David und Gitte lassen ihr Boot vermutlich in Costa Rica und wollen als Linehandler durch den Panama-Kanal.
Linehandler braucht es 4 Stück für eine Kanaldurchfahrt. Linehandler sind die Personnen, welche das Boot bei der Schleusung festbinden und je nach Wasserstand umhängen.

Nun sind wir wohlbehalten vor Anker am Ferienstrand Playa de Coco in Costa Rica, geniessen die Zeit alleine mit unserem Boot und planen die weiteren Schläge nach Panama durch den Kanal.


Uwe verweilt seit Gestern im Backpackerumfeld und fliegt am 1.4.2012 zurück in unsere Schweiz.











Ein anderes Kapitel welches wir ein andermal schreiben werden.

Broken Parts:
-Kiel nach Grundberührung Schrammen vorne, 10cm verbogen hinten (90° abgewinkelt)
-Ruderschaftlager etwas lose im GFK Rumpf und Wasser kommt ins Schiff
-Propellerwelle war rausgerutscht, ist zwar wieder fixiert aber kein Vertrauen mehr
-VHF Funkgerät geht auch nicht mehr, haben nur noch Handfunkgerät
-Ankerwinsch vermurkst aber auch wieder prov. fixiert
-div. Mastrutscher abgerissen, 4 hatte ich noch bestellt, obereste 2 neu angenäht aber untere fehlen daher Gross
 max. im 1. Reff zu fahren
-1. Genufall kaputt, hatten versucht die Fock zu setzten dann kamm aber Wind und Fock um das Profil gewickelt
-dahrer auch, 20cm Furlexprofil oben vermurkst und abgerissen, mussten unten verlängern und dreht jetzt über
 2 M8 Schrauben welche im Profil als Mitnehmer stecken und ein paar Schlauchbriden.
-extra gekaufte Fock passt nicht auf eine Furlex, muss einen Verlängerungschlitten bauen
-Ankerkasten läuft zuwenig Wasser ab, muss ein Borddurchlass montiert werden. Leine nun aufgeschossen
-Dinggi zerfällt und muss immer wieder aufgepummt werden
-Dinggi Motor läuft kaum noch, schlechtes Benzin ?
-Crewmitglied verschlissen, wohl etwas viel Seemanschaft abverlangt.